Für Europa ist die Arktis besonders relevant. Die Veränderungen der Eisdecke im Norden haben einen direkten Einfluss auf das Klima des Kontinents. Politisch und wirtschaftlich sind die Gebiete jenseits des nördlichen Polarkreises ebenfalls von hoher Bedeutung.
Ganzjährige Polarforschung: Worum geht's?
Dr. Christian Palmers fiel auf, dass Österreich eines der wenigen europäischen Länder ohne eigener Forschungsinfrastruktur in der Arktis ist, und er suchte schon länger nach einer Möglichkeit, die traditionsreiche österreichische Polarforschung nachhaltig zu unterstützen. Er wandte sich an die Expert:innen des Austrian Polar Research Institute (APRI), das eng mit der Universität Graz verbunden ist. Diese ergriff daraufhin die Initiative und formte aus den Ideen ein konkretes Projekt: den Ausbau der Sermilik Forschungsstation in Ostgrönland zu einer modernen internationalen Forschungseinrichtung.
Mit der großzügigen Unterstützung von Dr. Palmers wird in der Umgebung der Station ein neues Haus errichtet, welches die Kapazität der Station mehr als vervierfacht und die nachhaltige Versorgung mit Strom, Wärme und Wasser ermöglicht. Die Pandemie und die weltweiten Lieferprobleme verzögerten allerdings die ohnehin aufwendigen Bauarbeiten in Grönland.
Die Forschungsstation der Universität Graz steht prinzipiell Studierenden und Wissenschaftler:innen aus allen Disziplinen offen. Bisher konzentrierte sich die Forschung auf die klimatischen Veränderungen in den Polregionen und wie die Auswirkungen des Klimawandels auf Grönland dessen Bürger:innen beeinflussen. Beispielsweise hat die Menge des Schmelzwassers vom grönländischen Eisschild Auswirkungen auf die Fischbestände, was wiederum den wichtigen Wirtschaftszweig Fischfang negativ beeinflusst.
Der Eintrag von Schmelzwasser in den Ozean ist aber nicht nur für Grönland relevant. Kommt verstärkt Süßwasser in den Ozean, steigt nicht nur der Meeresspiegel. Es kann auch dazu führen, dass die kalten Wassermassen des Nordatlantikstroms im Bereich der Arktis schlechter absinken können. Das verändert die Zirkulation des Nordatlantiks. Das Resultat wäre, dass die warmen Meeresströmungen in Form des Golfstroms schwächer werden und somit weniger Wärme nach Europa transportiert wird. Dies hätte massive Auswirkungen auf den Kontinent.
Ein Grund mehr, warum selbst die kleinsten Veränderungen im hohen Norden wissenschaftlich beobachtet werden sollten.