Polarforschung an der Universität Graz
Die Universität Graz hat eine lange Tradition in der Polarforschung, die bis zum berühmten Polarforscher Alfred Wegener zurückreicht.
Österreich und die Arktis
Die Arktis und Österreich verbindet eine lange Forschungsgeschichte. Bereits vor 140 Jahren (1882–1883) hat der Österreicher Carl Weyprecht das erste "Internationale Polarjahr" ins Leben gerufen.
Das Ziel: Forscher:innen rund um den Globus beschäftigten sich innerhalb von zwölf Monaten intensiv mit den Polregionen. 50 Jahre dauerte es bis zum zweiten Polarjahr (1932-33), die dritte Auflage fand im Rahmen des "Internationalen Geophysikalischen Jahres" (1957–1958) statt. Dann vergingen weitere 50 Jahre, bis die Polregionen 2007 bis 2008 im vierten Polarjahr wieder im Fokus der Wissenschaft standen.
Moderne Technologie macht es heute für viele Disziplinen möglich, sich diesen entlegenen Gebieten auch mit neuen Methoden zuzuwenden. Von der Sozialforschung über die Klima- und Kryosphärenforschung bis zur Ökologie gibt es viele Bereiche, die sich mit der Region beschäftigen.
Forschung in Grönland
In der Weiterentwicklung der großartigen Forschungen von Alfred Wegener untersuchen Grazer Wissenschaftler:innen heute, wie sich das Klima in Grönland verändert und welche Auswirkungen das auf Schnee und Eis hat. Dabei konzentrieren sie sich weniger auf den großen grönländischen Eisschild, sondern auf die kleineren Gletscher und Eiskappen rund um das Eisschild, wie das auf der Ammassalik Insel in Ostgrönland der Fall ist.
Der nahe der Station gelegene Mittivakkat-Gletscher ist einer der am besten untersuchten Gletscher Grönlands. Hier lassen sich die Auswirkungen der Erderwärmung hervorragend untersuchen. Hier knüpft die Universität Graz mit ihrer Forschung an und leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Klimaveränderungen in den nördlichen Polarregionen.
Dabei ist es den Wissenschaftler:innen auch wichtig, Themen zu untersuchen, die für die Bevölkerung vor Ort von großer Bedeutung sind. So sorgt der Sturmwind "Piteraq" in den Siedlungen in Ostgrönland regelmäßig für Zerstörungen. Die Universität Graz will deshalb untersuchen, wie sich die Erderwärmung auf diesen katabatischen Wind auswirkt.
Der Eisschild
Das grönländische Eisschild hat in der Klimageschichte zwar schon viele beeindruckende Variationen mitgemacht. Doch seit den 1990er Jahren verliert Grönland rasant an Eismasse. Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren auf einem hohen Niveau fortsetzt.
Die Wissenschaftler:innen aus Graz erforschen heute die komplexen Zusammenhänge zwischen den globalen Veränderungen und wie diese regionale und lokale atmosphärische Prozesse beeinflussen oder wie sie auf Schnee und Eis wirken. Basierend auf dem Prozessverständnis an einzelnen Gletschern oder Eiskappen (die Uni Graz arbeitet dazu auch an anderen Stellen in Grönland), wird versucht dieses Wissen auf die gesamte Insel zu übertragen und die Erstellung robuster Abschätzungen, zum Beispiel für die Meeresspiegeländerungen, zu unterstützen.
Klimawandel
Die Forschung der Universität Graz ist auch für die Zukunft Grönlands von großer Bedeutung. Die Forscher:innen untersuchen, wie der Klimawandel die Insel und ihre Bewohner:innen beeinflusst. Sie möchten etwa wissen, wie sich die Veränderungen des Schnees auf das Leben der Grönländer:innen auswirkt und wie diese Veränderungen wahrgenommen werden. Gegenwärtig wird auch im Rahmen des "Greenland Integrated Observing System GIOS", das von der Universität Aarhus initiiert wurde, die Sermilik-Station als ein wichtiger Standort des Forschungsnetzwerkes etabliert. GIOS möchte die Auswirkungen des Klimawandels auf Umweltveränderungen in Grönland durch ein hochqualitatives und langfristiges Monitoring besser verstehen (https://gios.org/).